Nachhaltige Strukturen und Profilmaßnahmen
Bildungskreis, Donauwelle und BegIN-Netzwerkschulen
Das Kooperationsprojekt „Donauwelle“ des Stadtschulrats Wien richtet sich an Studierende des Lehramts Grundschule und verfolgt das Ziel, ihre professionellen Kompetenzen in der Begabungsförderung systematisch zu entwickeln. Dazu hospitieren sie an österreichischen Schulen mit dokumentiertem Begabungsprofil, beobachten begabungsfördernde Praxis, reflektieren theoretische Ansätze und präsentieren die gewonnenen Erkenntnisse im überregionalen Bildungskreis.
Parallel dazu entstand im Schuljahr 2021/2022 das bilaterale Projekt „BegIN – Begabungsförderung inklusiv in Niederbayern“, initiiert und koordiniert von der Regierung von Niederbayern in Kooperation mit neun ausgewählten Profilschulen, den staatlichen Schulberatungsstellen Niederbayerns, der Universität Passau sowie der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. BegIN implementiert den von Hansen (2019) entwickelten Qualitätszirkel für Inklusive Begabungsförderung (QuIB), der Begabungsförderung als ganzheitliches Konzept versteht, das alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von ihrem Leistungsstand – systematisch nach dem Prinzip „Fördern auf Verdacht“ unterstützt. Hierfür werden pädagogische Fachkräfte wissenschaftlich begleitet qualifiziert, Mentor*innen- und Beratungsstrukturen etabliert sowie Schulen in fünf Qualitätsdimensionen (Lehren und Lernen, Schulgemeinschaft, Schulklima, Führung und Leitung, Ressourcen) durch gezielte Entwicklungsmaßnahmen begleitet. Am 20. November 2023 verlieh die Regierung von Niederbayern im Rahmen einer feierlichen Zertifizierungsveranstaltung sieben Pilotschulen das Begabungssiegel „Begabungssensible Schule. Inklusiv“, darunter die Grundschulen Sankt Martin in Deggendorf, Hohenpfahl in Kelheim, Landau an der Isar und Sankt Wolfgang in Landshut, die Mittelschule Sankt Martin in Deggendorf, die Kunstgrundschule Sankt Peter und Paul in Landshut sowie das Institut für Hören und Sprache in Straubing, die durch ein Audit nachweisen konnten, dass sie begabungssensible Kulturen und Strukturen nachhaltig im Leitbild verankert haben.
Schwerpunktzertifikate
Demokratisch-inklusive Schulentwicklung
Themenfelder des Zertifikats
- Grundlagenwissen zu Inklusion und Schulentwicklung
- Aktuelle Konzeptionen und rechtliche Rahmenbedingungen
- Organisationsspezifische Grundlagen gemeinsamen, adaptiven Unterrichts
- Haltungen und Kompetenzen inklusiv arbeitender Lehrkräfte
- Aktuelle internationale Befundlage
Diversität und adaptive Begabungsförderung
Themenfelder des Zertifikats
- Grundlagenwissen zu pädagogischer und psychologischer Begabungsförderung
- Kenntnis zu Modellen und Konzepten in pädagogischer Begabungsförderung
- (Fachdidaktische) Unterrichtsmodelle (aus SU/GSP/SSE) zu adaptiver Begabungsförderung (z. B. Enrichment, SEM, Drehtürmodell, Ateliertage,…)
- Organisationsspezifische Grundlagen begabungsfördernden Unterrichts (z. B. Mehrstufenklassen, Reformpädagogische Schulen, Begabungssiegelschulen)
- Haltungen und Kompetenzen von begabungsfördernd arbeitenden Lehrkräften (Diagnose-, Beratungs-, Begleitungs-, Schulentwicklungs- Teamentwicklungs- Methoden- und Fachkompetenzen)
- Empirische Studien zu Diversität und adaptiver Begabungsförderung
Lehramt International
Themenfelder des Zertifikats
- Grundlagenwissen zu Globalisierung und deren Auswirkungen auf Bildungskontexte
- Kenntnisse der Historie und des aktuellen Forschungsstands der Internationalisierung der Lehrerbildung
- (Fachdidaktische/ fächerübergreifende) Unterrichtsbeispiele (aus SU/GSP) zu den Kernthemen interkultureller Bildung (z. B. kulturelle Vielfalt, Migration und Integration, globale Verflechtungen, Mehrsprachigkeit, internationale Perspektiven, interkulturelle Kommunikation, ...)
- (Fachdidaktische) Schlüsselkompetenzen zur Gestaltung des Unterrichts gemäß der Leitprinzipien interkultureller Bildung (Methoden der interkulturellen Pädagogik, Perspektivenwechsel, mehrsprachigkeitssensible Didaktik und Partizipation)
- Reflexion der Bedeutung internationaler und interkultureller Bildung in Hinblick auf die persönliche Lebensführung, auf die Gesellschaft, auf die Schüler*innen, auf die Lehrkräfte und sämtliche weiteren an einer interkulturellen Bildung ausgerichtet arbeitenden Akteure
- Empirische Studien zur Internationalisierung und interkulturellen Bildung als zentraler Zukunftsaufgabe der Unterrichts- und Schulentwicklung
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Themenfelder des Zertifikats
- Grundlagenwissen zum Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
- Kenntnisse der Historie und des aktuellen Forschungsstands der Bildung für Nachhaltige Entwicklung
- (Fachdidaktische/ fächerübergreifende) Unterrichtsbeispiele (aus SU/GSP) zu den Kernthemen im Sinne der globalen Nachhaltigkeitsagenda (z. B. Politik, Demokratie und Menschenrechte, natürliche Umwelt und Ressourcen, Geschlechter und Gleichstellung, Gesundheit, Chancengerechtigkeit, kulturelle Identitäten, ...)
- (Fachdidaktische) Schlüsselkompetenzen zur Gestaltung des Unterrichts gemäß der Leitprinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Methoden der BNE, Zukunftsorientierung, vernetzendes Lernen und Partizipation)
- Reflexion der Bedeutung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in Hinblick auf die persönliche Lebensführung, auf die Gesellschaft, auf die Schüler*Innen, auf die Lehrkräfte und sämtliche weiteren an einer BNE ausgerichtet arbeitenden Akteure
- Empirische Studien zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als zentraler Zukunftsaufgabe der Unterrichts- und Schulentwicklung
Modellcurriculum (MC)
Das alternative Praktikum “Modellcurriculum (MC)” hat als Ziel wissenschaftliche und schulpraktische Lehrer*innenbildung stärker miteinander zu vernetzen. Es ermöglicht den frühzeitigen Aufbau eines wissenschaftlich fundierten Handlungsverständnisses durch die Verbindung von Studium und schulischen, erzieherischen und unterrichtlichen Anforderungen. Die Praktikumsdauer bezieht sich auf ein Schuljahr mit Blockphasen in der vorlesungsfreien Zeit und studienbegleitenden Zeiten während der Vorlesungszeit. Dieses alternative Praktikum startet immer zum Wintersemester. Die Anmeldung erfolgt über den Anmeldebogen, der von der jeweiligen Schule bis zum 1. Juni des jeweiligen Jahres sowohl beim Praktikumsamt als auch im betreuenden Lehrstuhl unterschrieben werden muss. Das alternative Praktikum Modellcurriculum ermöglicht schon frühzeitig systemische Spezialisierung. Die Studierenden entscheiden sich je nach Profilbildungswunsch für eine entsprechende MC - Schule.
Internationale Praktika
Lehramtsstudierende*r haben in Passau die Möglichkeit, einen Teil Ihrer Pflichtpraktika im Ausland zu absolvieren. Sie können sich dazu unter Rücksprache mit dem für sie zuständigen Praktikumsamt und ihrer Fachbetreuung als „Freemover*in“ selbst eine Praktikumsschule suchen oder auf ein bestehendes Programm zurückgreifen. Dieses Programm steht grundsätzlich allen Lehramtsstudierenden der Universität Passau offen und ermöglicht die Teilnahme an einem mindestens 4-wöchigen Praktikum an einer Partnerschule in Kobe (Japan), Pamplona (Spanien) oder am Western Cape Südafrika (Principia Primary School und Rooirivier Primary School). Die Praktika finden größtenteils in der vorlesungsfreien Zeit statt und werden von einer verpflichtenden Begleitveranstaltung flankiert, die eine umfassende organisatorische und inhaltliche Vorbereitung sowie den intensiven Austausch zwischen den Teilnehmenden ermöglicht. Die Bewerbung um einen Praktikumsplatz setzt die Teilnahme an der entsprechenden allsemestrigen Info-Veranstaltung oder an einer individuellen Vorbesprechung voraus.
Weiterbildungszertifikate
Mainkofen (Gedenkstättenpädagogik)
Die Weiterbildung adressiert insbesondere Studierende und Berufstätige aus Gesundheitsfachberufen sowie bildungs- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen. Das Angebot zielt auf eine professionsspezifische Qualifizierung ab und bereitet auf pädagogische Vermittlungstätigkeiten an Gedenkstätten im Kontext des Nationalsozialismus ab. Exemplarisch wird in diesem Modulstudium an der Gedenkstätte am Bezirksklinikum Mainkofen gearbeitet. Neben historischen Grundlagen inklusive einer lokalen Spezifizierung und der Auseinandersetzung mit Konzepten aus dem Bereich der Gedenkstätten-Pädagogik steht die Befähigung zu berufsfeldbezogener Reflexion im Fokus. Die Module finden am Bezirksklinikum Mainkofen, am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim und an der Universität Passau statt und werden von Fachkräften der genannten Einrichtungen und der TH Deggendorf begleitet.
Bildung und Erziehung in internationalen Kontexten
In der Weiterbildung beschäftigen die Teilnehmenden sich mit grundlegenden Themenfeldern im Kontext internationaler Bildung und Erziehung. Dies adressiert sowohl basale bis fortgeschrittene Kenntnisse und Kompetenzen im Bereich der vergleichenden Bildungsforschung als auch strukturelle gesellschaftliche wie curriculare Rahmenbedingungen, personale Anforderungen und Vermittlungssettings aus internationaler Perspektive. Somit zielt die Weiterbildung hinsichtlich potentieller beruflicher Perspektiven sowohl auf eine fokussierte Kompetenzerweiterung im Forschungsbereich als auch auf eine Vorbereitung im praktischen Feld, beispielsweise im Zusammenhang mit transkulturellen Lerngruppen in Deutschland oder mit pädagogischen Tätigkeitsfeldern im Ausland. Das Weiterbildungsangebot richtet sich sowohl an Studierende aus bildungs- und erziehungswissenschaftlichen Studiengängen als auch an im pädagogischen Feld Berufstätige.
Inklusive Begabungsförderung
In der Weiterbildung beschäftigen sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Themenfeldern adaptierten Lehrens und Lernens im Rahmen biografischer Lernausgangslagen. Mit Fokus auf die Basisdimension Lernen mit individuellen Begabungen geht es in dem Weiterbildungsangebot um die Auseinandersetzung mit Theorien und Methoden der Begabungsförderung im Horizont einer inklusiven Gesellschaft. Durch die breite Kontextualisierung und die Verschränkung des Themas „Begabungsförderung“ mit Fragestellungen eines inklusiven und intergenerationellen Lernens ist das Angebot offen für Personen aus unterschiedlichen Bildungskontexten und spricht ein breites Spektrum an Berufsfeldern an. Im Besonderen ist die Weiterbildung an Akteure von Schulen und Bildungseinrichtungen gerichtet, die Lehr- und Lernangebote in zeitgemäße Formate adaptiver und individuell ausgerichteter Angebote entwickeln wollen. Dabei ist individuelle Förderung weniger als Einsatz konkreter Methoden, sondern vielmehr als Gesamtheit aller pädagogischen Handlungen zu verstehen, die der individuellen Begabungsentfaltung vor dem Hintergrund verschiedenster individueller Voraussetzungen und Möglichkeiten dienen. Individuelle Förderung ist also eine geeignete Grundlage, um Potenziale von Begabungen in großer Breite zu erkennen und zu fördern.
M.A. International Education and Global Learning (EduGoaL)
Der Anteil von Schüler*innen mit Migrationshintergrund liegt aktuell bei rund 35% (OECD 2022/TALIS 2021). Die Zahlen machen deutlich, dass sprachliche und kulturelle Vielfalt in Klassenzimmern groß und selbstverständlich für die pädagogische Arbeit ist. Dennoch sind entsprechende Bildungskontexte kein integraler Bestandteil der deutschen Lehrkräftebildung. Erfahrungen, die zu einer systematischen berufsbezogenen Reflexion der eigenen Professionalisierung durch Internationalisierung führen, fehlen bislang oder passieren zufällig. Der englischsprachige Masterstudiengang ist ein umfassendes Programm, das Bildung in internationaler Perspektive in Theorie und Praxis verbindet und die Absolvent*innen darauf vorbereitet, Bildungsprozesse in globaler Perspektive zu reflektieren und für die eigene professionelle Arbeit in Schulen und Universitäten bis hin zu NGOs und internationalen Organisationen zu nutzen. Das Curriculum umfasst Themen wie vergleichende Bildungs- und Unterrichtsforschung, internationale Bildungspolitik oder Lehrplanentwicklung in internationalen Kontexten. Die Studierenden erforschen die Auswirkungen der Globalisierung auf die Bildungssysteme sowie die Rolle von Kultur, Gerechtigkeit und Integration bei der Gestaltung von Bildungserfahrungen weltweit. Das Programm legt den Schwerpunkt auf qualitative und quantitative Parameter von Bildungsprozessen in internationaler Perspektive und ermutigt Studierende, sich kritisch mit bekannten und fremden Bildungskontexten und den Rahmenbedingungen von Bildungsprozessen zu beschäftigen. Anhand von Fallstudien und Beispielen aus der Praxis lernen die Studierenden, internationale Bildungstrends und -politik zu analysieren und konkrete pädagogische Handlungskontexte zu reflektieren. Ein integraler Bestandteil des Studiengangs ist deshalb ein Auslandsaufenthalt, der in Form von Praktika, Feldforschung oder Unterrichtspraxis absolviert werden kann, so dass die Studierenden ihr Wissen in der Praxis transformativ anwenden lernen. Die Absolvent*innen des Studiengangs sind damit einerseits gut auf eine Karriere in internationalen pädagogisch-konkreten Handlungsfeldern, wie internationalen Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen vorbereitet. Andererseits können sie als Berater*innen in Bildungs- und bildungspolitischen Kontexten, Lehrplanentwickler*innen und Forscher*innen in internationalen Bildungsorganisationen eingesetzt werden. Der Studiengang fördert mit seinen wissensbasierten, praxisbezogenen und reflexionsimmanenten Inhalten ein tiefes Verständnis von Bildungsprozessen in einer diversifizierten Gesellschaft und den konstruktiven Umgang mit Diversität.
